Velomechanik

Viele von uns haben ein Velo zu Hause, das wegen eines platten Reifens nicht benutzt wird. Das Velo selbst zu reparieren, ist aber gar nicht so schwer, man muss sich nur trauen. Vieles kommt mit der Übung: Learning by doing! Wir geben dir hier einige einfache Tipps, wie du dein Velo selbst instand halten und flicken kannst.

Das Velo selbst zu reparieren, ist aber gar nicht so schwer, man muss sich nur trauen.

Hast du ein Problem mit dem Velo? Hier kommst du direkt zur Mini-Anleitung:

Regelmässige Velopflege

Dein Velo solltest du nicht vernachlässigen und regelmässig pflegen. Das erspart dir aufwendige und teure Reparaturen. Falls du unregelmässig mit dem Velo unterwegs bist, solltest du vor der Fahrt jeweils die Reifen nachpumpen, das Velo von grobem Schmutz befreien sowie das Licht und die Bremsen prüfen. Das geht schnell und spart viel Ärger.

Bremsen putzen

Kennst du das auch, wenn deine Bremsen so laut quietschen, dass du dich damit kaum noch auf die Strasse traust?

Die Bremse quietscht? Felgen und die Bremsklötze mit einem sauberen Tuch reinigen
Die Bremse quietscht? Felgen und die Bremsklötze mit einem sauberen Tuch reinigen

Besonders wenn es draussen nass ist, wird das Quietschen fast unerträglich. Hat dein Fahrrad eine Felgenbremse, kann das damit zu tun haben, wie gut diese zentriert ist. Es hängt jedoch oftmals auch damit zusammen, wie gut du die Bremse pflegst. Meistens reicht es, wenn man die Felgen und die Bremsklötze mit einem sauberen Tuch reinigt.

Hierfür musst du zuerst den Bremszug lösen. Je nach Bremstyp löst sich dieser unterschiedlich. Dann putzt du die Bremsklötze mit ein wenig Seifenwasser und trocknest sie anschliessend wieder gut ab. Das Gleiche machst du auch mit der Felge. Zu guter Letzt nicht vergessen, den Bremszug wieder einzuhängen. Schon solltest du wieder quietschfrei unterwegs sein können.

Kette putzen

Mit einer saubere Kette bleiben auch die Hosen sauber
Mit einer saubere Kette bleiben auch die Hosen sauber

Wem ist es nicht schon passiert: Da geht man nur kurz mit dem Velo zur Bäckerei. Und kaum ist man wieder zuhause, sieht man die schwarzen Spuren am Hosenbein.

Damit dir das nicht mehr passiert, gibt es nur eines: Kette putzen. Dies hilft nicht nur gegen die mühsamen Flecken, sondern verlängert auch die Lebensdauer deiner Kette.

Du kannst das ganz simpel mit einem Schwamm und ein bisschen Spülmittel und Wasser machen. So kannst du die Kette einmal gründlich von jeglichem Schmutz befreien. Falls du es ganz gründlich machen willst, kannst du auch eine alte Zahnbürste zur Hand nehmen und die einzelnen Kettenglieder putzen. Am Schluss entfernst du jeglichen Schmutz und Schaum mit reichlich Wasser und trocknest die Kette mit einem sauberen Tuch ab.

Nun geht es zum zweiten Schritt: dem Ölen der Kette. Hierfür trägst du Kettenöl tröpfchenweise von oben auf den unteren Kettenstrang auf, drehst das Pedal und ölst so einmal die ganze Kette. Wenn du damit durch bist, wartest du am besten ein paar Minuten, bis das Öl eingewirkt hat. Jetzt kannst du noch einige Male rückwärts treten, damit sich das Öl gut verteilt. Kettenöl ist in jedem Veloshop erhältlich.


Fixie und Singlespeed Velos sind relativ pflegeleicht
Fixie und Singlespeed Velos sind relativ pflegeleicht

Am Ende ziehst du die ganze Kette nochmals durch ein sauberes Tuch, um überschüssiges Öl zu entfernen. Dies würde sich sonst nämlich sehr schnell wieder mit dem Strassenschmutz verbinden und deine Kette sofort wieder schmutzig machen.

Flecken-Tipp: Übrigens bekommst du schwarze Ölflecken mit ein paar Tricks auch problemlos wieder aus der Kleidung raus. Eine Möglichkeit ist das Einreiben des Fleckens mit Butter oder Margarine. Diese verbindet sich mit dem Öl und kann anschliessend gut mit einem sauberen Tuch entfernt werden. Danach kannst du das Kleidungsstück normal in der Waschmaschine waschen.

Reifen entfernen und Schlauch wechseln

Damit du einen Schlauch wechseln kannst, musst du zuerst das Rad herausnehmen. Dazu sollte zuerst der Bremszug gelöst werden (bei Felgenbremse). Bei einem Vorderrad mit Nabendynamo musst du zudem aufpassen, dass du zuerst den Stecker vom Nabendynamo ziehst, damit du nicht die Drähte beschädigst. Dann kannst du die Naben mit dem Schnellspanner (oder beide Muttern) öffnen und das Rad herausnehmen.

Beim Hinterrad schaltest du am besten noch in den grössten Gang bzw. in das kleinste Ritzel, bevor du das Rad entfernst. Auch hier solltest du bei den Felgenbremsen die Bremse lösen. Jetzt löst du den Schnellspanner oder lockerst beide Muttern, wenn du keinen Schnellspanner hast. Zieh das Schaltwerk nun ganz nach hinten, und nimm das Rad heraus.


Lass nun die Luft aus dem Schlauch, falls noch Luft drin ist. Dazu drehst du die Ventilkappe auf und drückst dann mit deinem Finger bzw. Fingernagel oder mit einem Reifenheber auf das Ventil.

Verschiedene Reifen
Verschiedene Reifen

Damit du den Reifen aus der Felge lösen kannst, drückst du den Reifen von beiden Seiten in Richtung Felgenmitte. So bringst du die Reifenheber besser unter den Reifen. Mithilfe der Reifenheber kannst du dann den Reifen über die Felge heben. Hat dein Reifenheber unten einen Haken, kannst du den Haken an einer Speiche befestigen. Setze nun den ersten Reifenheber an, und hebe den Reifen über den Felgenrand. Den zweiten Reifenheber setzt du daneben an und machst dasselbe nochmals. Bestenfalls kannst du nun den Reifenheber bereits entlang der Felge verschieben und so den Reifen ganz aus der Felge heben. Sollte das noch nicht gehen, setzt du in der Nähe der beiden anderen Reifenheber noch ein dritter Reifenheber an. Hast du das geschafft, hängt dein Reifen nur noch an einer Seite auf der Felge. Nun kannst du ihn ganz abnehmen und den Schlauch herausnehmen. Eventuell ist das Ventil noch mit einer Mutter an der Felge befestigt, diese kannst du abdrehen und nach dem Entfernen wieder aufs Ventil drehen, damit du die Mutter nicht verlierst.

Schlauch reparieren

Entweder ersetzt du den Schlauch direkt durch einen neuen, oder du entscheidest dich für die kostengünstigere, nachhaltigere Variante und reparierst deinen kaputten Schlauch. Dazu brauchst du nur ein Becken mit Wasser, eine Pumpe und ein Schlauchflickset.

Darin enthalten ist eine Tube Vulkanisierungscrème, Flicken, Schleifpapier und eine Anleitung. Als Allererstes musst du das Loch finden. Pumpe den Schlauch dafür auf, damit er wieder mit Luft gefüllt ist. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, wie du vorgehen kannst. Entweder führst du den Schlauch langsam der Wange entlang und fühlst bzw. hörst, wo die Luft entweicht, oder du hältst den Schlauch einfach in ein Wasserbecken und siehst so, wo sich Blasen bilden. Hast du das Loch gefunden, trocknest du den Schlauch mit einem sauberen Tuch ab und lässt die Luft wieder raus. Nimm nun das Schleifpapier zur Hand und raue die Stelle um das Loch grossflächig auf. Gib danach die Vulkanisierungscrème auf die Stelle, verteile sie gut mit der Rückseite des Schleifpapiers und lass die Crème mindestens 5 Minuten trocknen. Danach ziehst du von einem Flicken die Folie ab und klebst ihn auf das Loch. Drück diesen zuerst mit den Fingern gut an. Damit der Flicken richtig gut hält, kannst du auch die Schachtel des Flicksets zuhilfe nehmen und den Flicken von innen nach aussen festdrücken. Nun kannst du den Schlauch wieder aufpumpen und kontrollieren, ob das Loch dicht ist. Falls du noch immer hörst oder fühlst, wie Luft entweicht, ist der Flicken entweder nicht gut genug festgeklebt, oder es gibt noch ein weiteres Loch im Schlauch. Überprüfe nun auch noch deinen Reifen und deine Felge. Eventuell steckt noch eine Glasscherbe im Reifen, oder die Felge hat eine scharfe Kante, die den Schlauch sofort wieder kaputt machen würde. Wenn du alle möglichen Ursachen beseitigt hast, kannst du den Schlauch leicht anpumpen, damit du ihn wieder leichter einsetzen kannst.

Reifen aufziehen und Rad einsetzen

Hänge den Reifen auf einer Seite nun wieder ganz in die Felge ein, sodass du auf der anderen den Schlauch einsetzen kannst. Beginne mit dem Ventil beim Felgenloch, und drücke den Schlauch danach unter den Reifen zwischen die beiden Felgenränder. Wenn der Schlauch sitzt, kannst du nun auch die zweite Seite des Reifens über den Felgenrand ziehen. Eventuell brauchst du dazu nicht einmal die Reifenheber. Wenn doch, musst du unbedingt schauen, dass der Schlauch in der Mitte der Felge liegt. Ansonsten kann es passieren, dass du den Schlauch zwischen Reifen und Felge einklemmst und er an dieser Stelle kaputt geht. Mit den Reifenhebern kannst du dann den Reifen wieder vollständig in die Felge heben. Danach pumpst du den Schlauch auf die Anzahl Bar, die aussen auf dem Reifen steht und setzt danach das ganze Rad wieder ein. Beim Hinterrad musst du die Kette einfädeln, den Reifen fixieren und den Bremszug danach wieder befestigen. Beim Vorderrad musst du nach dem Fixieren des Reifens den Bremszug befestigen und den Stecker des Nabendynamos wieder einstecken, falls du einen solchen hast.

Bremsklötze wechseln

Das Wichtigste an deinem Velo sind die Bremsen. Diese müssen immer einwandfrei funktionieren, damit du sicher unterwegs bist. Falls du merkst, dass dein Velo nicht mehr gut bremst oder deine Bremshebel beim Betätigen immer weiter nach hinten kommen, dann kann das bei Felgenbremsen an den Bremsklötzen liegen. Diese werden beim Betätigen des Bremshebels an die Felgen deines Rads gedrückt und führen so zur Verlangsamung. Mit der Zeit werden diese jedoch stark abgenutzt und verlieren somit an Bremskraft. Bremsklötze zu wechseln, ist gar nicht so schwierig. Als Erstes musst du wissen, welche Bremsklötze du brauchst. Das ist abhängig von der Art deiner Felgenbremse. Am besten schaust du dir deine Bremsklötze genau an und kaufst dir die gleichen wieder. Es gibt grundsätzlich drei Typen von Bremsklötzen für Felgenbremsen.

Felgenbremse

Im ersten Teil des Videos handelt es sich um eine Felgenbremse. Als Erstes musst du den Bremszug lösen, damit das Kabel nicht mehr unter Spannung ist.

Nun nimmst du einen passenden Inbusschlüssel zur Hand und schraubst die alten Bremsbeläge raus. Schau dir an, wie viel Belag noch drauf ist. Nun nimmst du die neuen Bremsklötze und setzt diese ein. Achte darauf, dass sie so weit oben wie möglich ansetzen, jedoch auf keinen Fall so hoch, dass sie deine Reifen berühren, da diese sonst beim Bremsen Schaden nehmen. Nun kannst du die Bremse wieder befestigen, und schon sind die Bremsklötze ersetzt.

Falls die Bremsklötze nun zu nah am Reifen sind, kannst du über die entsprechende Schraube die Spannung des Kabels leicht regulieren und die Klötze somit weiter weg oder näher an die Felge bringen.

Scheibenbremse

Im zweiten Teil des Videos siehst du, wie bei einer Scheibenbremse die Bremsbeläge gewechselt werden. Um die Bremsbeläge zu wechseln, solltest du das Laufrad ausbauen. Wie das geht, siehst du beim Video zum Schlauchflicken. 

Scheibenbremse
Scheibenbremse

Sobald das Rad weg ist, solltest du die Bremshebel nicht mehr betätigen, da sich die Position der Bremsbeläge sonst verstellen kann. Nun kannst du vorsichtig den Sicherungspin und die Belaghalteschraube entfernen. Pass gut auf, dass du die beiden Teile nicht verlierst, da du sie am Ende wieder einsetzen musst. Nun kannst du die Bremsbeläge nach oben aus dem Bremssattel ziehen. Auch die Feder zwischen den Belägen solltest du aufheben, falls die neuen Bremsbeläge diese nicht enthalten. Den Bremssattel kannst du nun mit einem sauberen Lappen putzen. Anschliessend nimmst du die neuen Beläge, klemmst die Feder dazwischen und drückst diese wieder in den Bremssattel. Es kann vorkommen, dass der Platz im Bremssattel für die neuen Beläge zu eng scheint. In diesem Fall kannst du die beiden Kolben im Inneren des Bremssattels vorsichtig mit einem Reifenheber auseinanderdrücken, bis der Abstand gross genug ist. Sichere nun die Beläge mit der Belaghalteschraube und dem Sicherungspin. Baue dann das Laufrad wieder ein. Danach musst du die Bremse einbremsen. Dazu fährst du an einem ungefährlichen Ort eine gerade Strecke und bremst immer wieder, damit die Bremsen richtig heiss werden und sich die volle Bremsleistung entfalten kann.

Sattel einstellen

Viel zu oft sieht man Velofahrende, die kaum zu den Pedalen kommen oder fast mit den Knien treten, weil der Sattel zu weit unten ist. Vielleicht nutzt auch du dein Velo so selten, dass du dir nie die Mühe machst, den Sattel anzupassen, oder du teilst das Velo noch mit deinen Geschwistern. Ein falsch eingestellter Sattel nimmt dir aber nicht nur die Freude am Fahren, sondern kann auch Folgen für deine Gesundheit haben.

Es gibt vier verschiedene Ausrichtungen zu beachten, um den Sattel richtig einzustellen. Die Drehung in der Achse, die Höhe, die Neigung und der Versatz nach vorne oder hinten. Für die Anpassung der ersten beiden musst du den Sattel entweder über den Schnellspanner öffnen, oder wenn du keinen solchen hast, mithilfe eines Inbusschlüssels.

Nun kannst du den Sattel drehen. Die Drehung in der Achse ist das Einfachste, denn es gibt nur eine richtige Richtung – nach vorne.

Vier Möglichkeiten, den Sattel einzustellen: Drehung in der Achse, Höhe, Neigung und Versatz nach vorne oder hinten
Vier Möglichkeiten, den Sattel einzustellen: Drehung in der Achse, Höhe, Neigung und Versatz nach vorne oder hinten

Als Nächstes kommt die Höhe. Ist ein Sattel zu hoch, werden das Gesäss und das Becken übermässig belastet. Ist er zu tief, kann es zu Knieschmerzen führen. Es ist also wichtig, genau die richtige Höhe zu finden. Hier gilt, dass man beim Pedaltritt die Beine voll ausstrecken können muss, ohne dabei die Fussspitze nach unten zu bewegen. Stelle den Sattel so ein, dass du die Ferse auf dem Pedal absetzen kannst und dein Bein dabei durchgestreckt ist.

Die richtige Sattelhöhe sorgt für eine angenehme Fahrt
Die richtige Sattelhöhe sorgt für eine angenehme Fahrt


Mithilfe der Schrauben unten am Sattel kannst du die Neigung einstellen. Ist er zu stark nach unten geneigt, rutscht man beim Fahren ständig nach oben. Ist er zu stark nach oben geneigt, kann das zu Schmerzen im unteren Rücken führen. Im Normalfall stellt man die Neigung so ein, dass der Sattel parallel zum Boden oder der Stange des Velos verläuft und es sich angenehm anfühlt beim Fahren.

Die letzte Einstellung ist der Versatz. Das bedeutet, wie weit nach vorne oder hinten du den Sattel stellst. Dies kannst du auch über die Schrauben unten am Sattel anpassen. Darüber kannst du den Abstand zum Lenker anpassen. Wenn du sehr gross bist, kann es helfen, den Sattel ein wenig nach hinten zu verschieben. Bist du eher klein, stellst du ihn lieber ein wenig nach vorne, damit du dich nicht strecken musst, um zum Lenker zu kommen. Wenn du eher sportlich fährst, stellst du den Sattel nach hinten, wenn du eher aufrecht und komfortabel fahren willst, nach vorne.

Am besten fragst du jemanden um Hilfe, um den richtigen Versatz zu bestimmen. Dafür setzt du dich auf das Velo und bringst die Pedale parallel zum Boden. Die andere Person schaut nun, ob die Kniescheibe des Beines auf dem vorderen Pedal exakt senkrecht zur Pedalachse steht. Ist dies nicht der Fall, kann man den Sattel entsprechend ein wenig nach vorne oder nach hinten verschieben.

Schaltung

Die Schaltung richtig einzustellen, ist eine Reparatur für Fortgeschrittene und braucht nebst viel Geduld auch Präzision
Die Schaltung richtig einzustellen, ist eine Reparatur für Fortgeschrittene und braucht nebst viel Geduld auch Präzision

Ein weiteres bekanntes Problem ist eine ratternde Schaltung oder dass man nicht mehr in alle Gänge schalten kann. Natürlich kannst du auch dieses Problem selbst beheben. Dies ist jedoch eher eine Reparatur für Fortgeschrittene und braucht nebst viel Geduld auch ein wenig Präzisionsgefühl. Falls du dich bereit fühlst, auch die Schaltung an deinem Velo selbst zu justieren, dann können dir die folgenden Videos Schritt für Schritt durch die notwendigen Einstellungen leiten: Gänge reparieren

Velofahren bedeutet Freiheit
Velofahren bedeutet Freiheit

Viel Spass beim Lernen und viel Erfolg beim Reparieren!

Was kannst du bereits selber reparieren an deinem Velo?

Lernjournal Mechanik