Gesundheit & Klima

Viele Menschen führen ein Leben mit viel Hektik und Druck. Von uns werden stets beste Leistungen erhofft oder erwartet. Oft stellen auch wir selbst diesen Anspruch an uns. Die Menge an Dingen, die wir erledigen müssen, steigt zunehmend. Ebenso das Tempo, das wir dabei an den Tag legen. Viele sind vom Druck und der Sucht geplagt, bei Social Media immer präsent sein zu müssen. Das alles führt zu Stress. Psychische Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout können die Folge sein. Es ist bestens erforscht, dass körperliche Aktivität der Seele guttut und uns sehr entspannen kann.

Velofahrer in der Natur
Velofahrer in der Natur

Velofahren vereint gleich mehrere Vorteile: Die gleichmässigen Bewegungen wirken beruhigend, der leichte Fahrtwind erfrischt, draussen sein bei Tageslicht lässt uns abends besser schlafen. So wirkt sich regelmässiges Velofahren positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit aus.

health benefits of cycling
health benefits of cycling

Wenn wir velofahren, muss unser Herz kräftiger und schneller arbeiten. Denn das Blut muss den Sauerstoff zügig zu unseren Muskeln bringen, sonst machen sie schlapp. Die Anstrengung macht das Herz und die restlichen Muskeln fit. So können wir Herz- und Gefässkrankheiten vorbeugen. Es müssen nicht zwingend lange Strecken sein. Auch kürzere Distanzen wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.

Eine Studie mit 125 Velofahrer:innen zwischen 55 und 79 Jahren zeigt: Dank regelmässigem Velofahren bleibt die Muskelmasse im Alter erhalten. Das heisst: Die Muskeln bleiben schön kräftig. Die körperlich weniger aktive Kontrollgruppe dagegen wies Verluste bei Muskelmasse und Kraft auf.

Velofahren verbindet
Velofahren verbindet

Auch für unser Gehirn bringt das Velofahren Vorteile: Es wird besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, gewinnt an Substanz und kann somit auch besser und schneller arbeiten. Das heisst: besseres Gedächtnis, bessere Aufnahmefähigkeit und Konzentration. Jedem und jeder ist das bestimmt schon passiert: Während des Velofahrens kommt man plötzlich auf eine neue tolle Idee. Es macht auch Spass, zusammen mit anderen Velo zu fahren, sei es in die Schule oder eine Velotour in der Natur.

Abgas

Kopenhagen im Winter
Kopenhagen im Winter

Motorisierter Verkehr macht schlechte Luft. Das kann zu Asthma, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfällen sowie auch zu Lungenkrebs führen. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet zum Beispiel mit rund 4.2 Millionen vorzeitigen Todesfällen in der weltweiten Bevölkerung durch den Feinstaub aus dem Verkehr.


Critical Mass Zürich auf der Langstrasse
Critical Mass Zürich auf der Langstrasse

Ist denn velofahren doch nicht so gesund? Man atmet schliesslich Abgase ein und begibt sich als schwächstes Glied auf der Strasse in Gefahr. Aber die Vorteile überwiegen. Die positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Velofahrens sind grösser als die negativen, die zum Beispiel beim Einatmen von Abgasen entstehen. Und: Je mehr Menschen velo- statt autofahren, desto besser wird die Luft für alle.

Velofahrer:innen leben im Mittel länger als Autofahrer:innen. Denn der Nutzen auf die Gesundheit ist grösser als der Schaden der Abgase. Laut einer niederländischen Studie gewinnt ein:e Velofahrer:in im Schnitt drei Monate Lebenszeit, wenn er:sie täglich 7.5 km Velo fährt. Bei täglich 15 km verlängert sich das Leben im Schnitt bereits um 14 Monate. Würden noch mehr Personen aufs Velo umsteigen, würde die Lebenszeit theoretisch nochmals verlängert werden, da weniger Abgase und weniger schwere Unfälle entstehen.

Kosten und Nutzen des Velos

Auf das Velo umzusteigen ist auch gut fürs Portemonnaie. Denn alle Auswirkungen des motorisierten Verkehrs kommen uns letztlich teuer zu stehen: Die schlechte Luftqualität und der Lärm verursachen beispielsweise hohe Gesundheitskosten, Gebäudeschäden und eine Abnahme der Artenvielfalt. Der Abrieb von Bremsbelägen und Autopneus landet als Mikroplastik in Böden und im Wasser und somit in der Nahrung von Mensch und Tier. Im Vergleich dazu sind die Belastungen, die durch das Velo entstehen, äusserst gering. Die Kosten, die durch die schlechten Auswirkungen entstehen, nennt man externe Kosten. Im Jahr 2018 verursachte der gesamte Verkehr in der Schweiz externe Kosten von 13.7 Milliarden Franken. Davon wurden ungefähr 8% durch die Velos und die Fussgänger:innen verursacht (ca 1.1 Milliarden Franken). 

Beim Velo und den Fussgänger:innen haben wir jedoch einen sogenannt externen Nutzen (positive Auswirkungen) in der Höhe von 1.4 Milliarden Franken. Den externen Nutzen dürfen wir von den externen Kosten abziehen. Unter dem Strich haben wir beim demnach also einen Nutzen in der Höhe von 300 Millionen Franken.

Was bedeutet das für uns? Würden alle Schweizer:innen pro Tag 5 Minuten mehr velo- statt autofahren, könnten wir zusammen pro Jahr die Gesundheitskosten um 2463 Millionen Franken senken.

Gesamte externe Kosten und Nutzen des Verkehrs 2018
Gesamte externe Kosten und Nutzen des Verkehrs 2018

Bereits kurze Strecken auf dem Velo helfen nicht nur uns gesund zu halten, sondern senken auch die Kosten für den Steuerzahler.

Klimadebatte

Das Klima beschäftigt die Welt. Auch Jugendliche wie du erheben ihre Stimme für ihre Zukunft. Eine Forderung der Schweizer Klimastreikenden (www.climatestreik.ch) lautet ‘Netto null’ bis im Jahr 2030. Netto null bedeutet Klimaneutralität. Diese ist erreicht, wenn die Menschheit der Atmosphäre die gleiche Menge an Treibhausgasen entzieht, wie sie in die Atmosphäre abgibt. Werden mehr Treibhausgase ausgestossen als entzogen, führt das dazu, dass unsere Erde sich erwärmt. 

Der einfachste Weg Verkehrs-Emissionen in Städten zu verhindern, ist es auf das Velo oder den Fussverkehr umzusteigen

Im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt steigen die Temperaturen in der Schweiz doppelt so stark an. Dennoch hat sich der Bund für ein gemütlicheres Tempo entschieden: Er möchte das Ziel ‘Netto-Null’ bis ins Jahr 2050 umsetzen.

CO₂-freie Velo Rush Hour in Kopenhagen
CO₂-freie Velo Rush Hour in Kopenhagen

Ein Drittel der Schweizer Emissionen wird vom Verkehr verursacht. Zwei Drittel der Treibhausgase entstehen in Städten.

In der Schweiz rechnet man damit, dass bis im Jahr 2050 80% der Bevölkerung in den Städten wohnt. Es bietet sich also an, den Treibhausgas-Ausstoss insbesondere in den Städten zu vermindern. Der einfachste Weg, in Städten den Ausstoss von Treibhausgasen zu senken, ist: aufs Velo umsteigen oder zu Fuss gehen.

Worauf möchtest du im Hinblick auf das Ziel ‘Netto-Null’ am wenigsten verzichten?

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